Auszug aus dem Bataillonstagebuch

Mittwoch, 29. Juni 1959

Erstes Antreten des Btl in der Boelcke-Kaserne. Der Kommandeur sagt: "Ich habe Vertrauen zu Ihnen, schenken Sie mir das Ihre." Ein gutes Wort für den Anfang. Ganz allgemein herrscht eine zuversichtliche Arbeitsstimmung. 

Donnerstag, 30. Juni 1959

Die erste Chefbesprechung findet satt. Es ist erstaunlich, wie harmonisch diese abläuft. Beim alten Btl waren in den Anfängen doch Spannungen aufgetreten, hier bei uns geht alles in bester Harmonie ab. Ob der Chantre des Kommandeurs daran schuld war, weiß man nicht. (...)

Die Brigade, der das Btl untersteht, PzGrenBrig 1, scheint es sehr eilig zu haben, denn wir sollen an drei Übungen teilnehmen und im Oktober zum Schießen fahren und 120 Rekruten ausbilden und und und ... Na ja.

Zunächst aber wird beschlossen, alle Leute, die irgendwie entbehrlich sind, auf Urlaub zu schicken, damit die Übergangszeit ausgenützt wird. Am 15. Juli wird ein Vorkommando unter Major Gensicke nach Stadtoldendorf in Marsch gesetzt werden. 

Freitag, 31. Juli 1959

03.00 Uhr startet die erste Marschtruppe. Alles ist neugierig auf Stadtoldendorf, zumal das Vorkommando recht düstere Meldungen machte. (...) Der Kommandeur hat Ausgangssperre erlassen, damit vor dem offiziellen Einmarsch kein Soldat in die Stadt geht. 

Samstag, 1. August 1959

Vorläufig wird schnell noch formal geübt, damit morgen alles klappt beim Einmarsch. Der Herr BrigKdr hegt daran wohl gewisse Zweifel. Wir werden versuchen, ihn zu überzeugen, daß Panzerleute auch marschieren können (wenn sie's auch nicht gerne tun). 

Sonntag, 2. August 1959

Heute findet der offizielle Einmarsch in Stadtoldendorf satt. Alles ist gespannt, wie die Reaktion der Bevölkerung sein wird. Als das Btl mit der angegliederten PzJgKp 10 um 14.00 Uhr aus der Kaserne marschiert, sind es nicht allzu viele, die als Zuschauer versammelt sind, und auch beim Marsch zum Ballisgraben sind es nur wenige Zuschauer. Als aber das Btl auf den Ballisgraben kommt, stehen dort Tausende von Menschen, so viele, daß das Btl Mühe hat, sich auf der vorgesehenen Stelle aufzustellen.

517efb333